Genug ist nicht genug - Hannes Wader, Konstantin Wecker

Daß der Himmel heute so hoch steht,

kann doch wirklich kein Versehen sein.

Und es ist bestimmt kein Zufall, daß die Lichter sich vom Dunst befrein.

Ich sitz regungslos am Fenster,

ein paar Marktfraun fangen sich ein Lächeln ein.

Irgendwo da draußen pulst es,

und ich hab es satt, ein Abziehbild zu sein.

Nichts wie runter auf die Straße,

und dann renn ich jungen Hunden hinterher.

An den Häusern klebt der Sommer,

und die U-Bahnschächte atmen schwer.

Dieser Stadt schwillt schon der Bauch,

und ich bin zum großen Knall bereit.

Auf den Dächern hockt ein satter Gott

und predigt von Genügsamkeit:

Genug ist nicht genug,

ich laß mich nicht belügen.

Schon Schweigen ist Betrug,

genug kann nie genügen.

Viel zu lange rumgesessen,

überm Boden dampft bereits das Licht.

Jetzt muß endlich was passieren,

weil sonst irgendwas in mir zerbricht.

Dieser Kitzel auf der Zunge,

selbst das Abflußwasser schmeckt nach Wein.

Noch mal kurz den Mund geleckt,

und dann tauch ich ins Gewühl hinein.

Komm, wir brechen morgen aus,

und dann stellen wir uns gegen den Wind.

Nur die Götter gehn zugrunde,

wenn wir endlich gottlos sind.

Auf den ersten Rängen preist man

dienstbeflissen und wie immer die Moral.

Doch mein Ego ist mir heilig,

und ihr Wohlergehen ist mir sehr egal.

Genug ist nicht genug,

ich laß mich nicht belügen.

Schon Schweigen ist Bertrug,

genug kann nie genügen.

That the sky is so high today

it really can't be an accident.

And it's certainly no coincidence that the lights break free from the haze.

I sit motionless at the window,

a few market women catch a smile.

Somewhere out there it pulses

and I'm sick of being a decal.

Let's go down the street

and then I run after young dogs.

Summer sticks to the houses,

and the subway shafts are breathing heavily.

This city's stomach is already swelling

and I'm ready for the big bang.

A well-fed god squats on the roofs

and preaches of frugality:

enough is not enough

I will not be deceived.

Even silence is deceit

enough can never be enough.

sat around way too long

the light is already steaming above the ground.

Now something must finally happen

because otherwise something in me will break.

That tickle on the tongue

even the drain water tastes of wine.

licked his mouth again,

and then I dive into the crowd.

Come on, let's break out tomorrow

and then we face the wind.

Only the gods perish

when we are finally godless.

On the first ranks one praises

diligent and, as always, morale.

But my ego is sacred to me

and I care very little about their welfare.

enough is not enough

I will not be deceived.

Even silence is deceit,

enough can never be enough.